Aufnahmen von 2011:
Schubert: Im Abendrot − Klangspektrum ansehen in der PDF-Datei
Brahms: FeldeinsamkeitAufnahme von 2016:
Schubert: Du bist die Ruh − Klangspektrum ansehen in der PDF-Datei
Schubert − Auszüge aus Winterreise, aufgenommen 2018
1. Gute NachtDie Gesänge der Vögel wie auch alle Klänge von Klangschale, Zimbeln, Klangstab und Windharfe kann man sich auf unterschiedliche Art und Weise anhören: zum einen kann man sie hören als schöne, wohltuende oder interessante Klänge oder Klangereignisse, zum andern kann man sich durch sie auch anregen lassen zu einer anderen Art des Hörens. Im Italienischen gibt es zwei Wörter für "hören": "ascoltare", mit dem ein Zuhören gemeint ist wie in einem Konzert, und "sentire", das sowohl "hören" als auch "fühlen" im Sinne von "spüren" bedeuten kann.
In diesem Wortverständnis geht es mir beim Anhören der Hörbeispiele immer wieder so, dass ich mich nicht mehr frage, wen oder was ich da höre, ob ich es schön oder interessant finde und entsprechend bewerte, oder dass ich es dem zuordne, was ich gewöhnlich als angenehm oder unangenehm empfinde. Vielmehr kann es sein, dass ich das reine Zuhören ganz vergesse und nur noch auf "akustischen Phänomene" und "sinnliche Ereignisse" reagiere: Hören und Fühlen verschmelzen; ein akustischer Reiz verwandelt sich in ein Spüren, in eine reine Empfindung; die Wahrnehmung eines Klanges erregt den Hörsinn und den Tastsinn gleichermaßen; das Ohr wird zu einem multiplen Sinnesorgan, das akustische Informationen verarbeitet, die Orientierung im Raum unterstützt, das Gleichgewicht steuert, den Kontakt zur Wahrnehmung nach außen und nach innen vermittelt, die Eigenwahrnehmung verstärkt und nicht zuletzt die allgemeine vegetative Erregung erhöht. ...Lesen Sie weiter in der PDF-Datei
Rotkehlchen - das ist der Sänger von der Seite "Einstimmung"
Das Rotkehlchen anhören − Das Klangspektrum dazu ansehen
Feldlerche - durch den hohen schwirrenden Klang entsteht ein echter Reiz in den Ohren
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Mönchsgrasmücke - Ein ganz vielfältiges Zwitschern und Singen
Die Mönchsgrasmücke anhören − Das Klangspektrum dazu ansehen
Amsel - Der Gesang zum Sonnenuntergang
Die Amsel anhören − Das Klangspektrum dazu ansehen
Nachtigall - Ein Meister des Vogelgesangs, mit so vielen Melodien
Die Nachtigall anhören − Das Klangspektrum dazu ansehen
Singdrossel - Sie singt die vielfältigsten Melodien ohne die Stimme zu drosseln
Die Singdrossel anhören − Das Klangspektrum dazu ansehen
Stieglitz- ein bunter Sänger mit unerhört vielen Tönen in seinen Melodien
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Sommergoldhähnchen − ein leicht zu überhöhrendes sehr hohes Fiepen
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Girlitz − der kleine Vogel mit der lauten Stimme, ein König des Zwitschergesangs
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Noch mehr auf Klangkosmos Vogelgesang
Das menschliche Gehör, wie es sich in der Evolution mit der Entwicklung der Säugetiere herausgebildet hat, erfüllt von seiner Anlage her lebenswichtige Funktionen: Es dient der Orientierung, dem Gleichgewicht, der Kommunikation und der Wahrnehmung von Gefahr und Beute. Für die Frühmenschen hing das Überleben unter den ungeschützten Bedingungen in der Savanne ganz entscheidend vom Hörenkönnen ab. Besonders wichtig war es, überraschende Geräusche aus den vertrauten Umgebungsgeräuschen und -klängen herauszuhören, und ebenso auch auf eine überraschende Stille zu reagieren, wenn Tiere keine Laute mehr von sich gaben, weil sie Gefahr witterten. Das Knacken eines Astes, das Rascheln im Gras, das Sirren eines Insektes - alles konnte als Warnung verstanden werden. Wie die lautmalerischen Worte mit den geräuschhaften Konsonanten (k, s, sch, r) es schon anzeigen, reagiert das Gehör auf derartige Geräusche im Frequenzbereich von 3000 - 20.000 Herz hochgradig empfindlich schon bei kleinsten Dynamikpegeln. Auch im Schlaf waren die Ohren auf Wachsamkeit eingestellt; knistern, rauschen, prasseln - feine und starke Geräusche mit hohen Frequenzen, die eine Bedrohung oder Warnung vor Feuer, Unwetter und Regen signalisieren konnten. Diese hohe Sensibilität des Hörsinns war ebenso beim Aufspüren von Beute und beim Heranpirschen an Wild von großem Vorteil im Überlebenskampf.
Das Hören von überraschendem und Ungewohntem, akustische VerÄnderungen in der nÄheren Umgebung und in der Weite der Savanne, die Orientierung im Dickicht des Waldes, die AtmosphÄre im Dunkel einer Höhle - all diese Hörerfahrungen waren naturgemäß verbunden mit elementarer vegetativer und psychischer Erregung, mit Neugierde und Jagdfieber, mit gesteigerter Aufmerksamkeit und wacher Reaktionsbereitschaft, aber auch mit Angst und Furcht, mit Abwehr und Fluchtbereitschaft. Lesen Sie weiter in der PDF-Datei...
Klangschale mit Frequenzen bei 3000, 5000 und 8000 Hz −Version 1 −Version 2 −Version 3
Klangschale 5000 (Auszug aus Version 1)
Zimbeln mit 3000 Hz und Zimbeln mit 5000 Hz −Version 1 −Version 2
Darstellung und Analyse des Klangspektrums von Klangschale, Zimbeln, Klangstab in der PDF-Datei
Themen des Textes: hören, wie ein Singender hört - forcieren, reduzieren oder manipulieren - die Ohren im Singen reizen, berühren, stimulieren - jeder hört sich selbst im Singen anders als die Zuhörer - "inneres Hören" - Summtöne mit geschlossenen Ohren - das Feedback-System Ohr-Stimme: ein circulus luxuriosus - das Gewohnheitshören prägt die Hörhaltung und darüber die Singhaltung - das sortierende Bewusstsein und die definierten Codes im Hören - Klang- und Hörerfahrung: Singen mit der Hand am Ohr - Eigen- und Außenwahrnehmung - unbewusstes Hören - die Wirkung hoher Frequenzen auf Ohr und Stimme - Sängerformant und Brillanz - Möglichkeiten des Hörens erweitern
Lass mich hören, wie du singst, und ich höre, wie du hörst.
Wenn jemand ganz neu zu mir in den Unterricht kommt, sage ich meistens, bevor sie oder er seine ersten Töne singt, dass ich nicht in erster Linie darauf höre, ob sie "richtig und gut singt" oder ob er über "eine schöne Stimme" verfügt, sondern dass ich mehr daran interessiert bin, wie jemand mit seiner Stimme umgeht und wie er seine Stimme zum Klingen bringt. Für mich als Lehrer bedeutet das: kann ich hören, wie der Singende hört.
Das heißt nicht nur zu hören, ob jemand seine Stimmgebung und die Tonhöhen über die Ohren regulieren kann, sondern auch ob jemand überhaupt in Kontakt mit seinem Hören und über das Hören auch im Kontakt mit dem Klang seiner Stimme ist. Bemüht sich jemand hauptsächlich darum, richtig und besonders schön zu singen? Oder gibt es Phänomene im Klang der Stimme, an denen ich hören kann, dass seine "inneren Ohren" auf die Stimmgebung reagieren und den Klang der Stimme regulieren, ohne dass sich der Singende dessen bewusst ist?
Zu hören, wie jemand hört, heißt nicht zuletzt auch zu hören, wie jemand sich hören möchte und wie er möchte, dass andere ihn hören; oder auch, zu hören, wie sich jemand auf keinen Fall hören möchte und wie er auf keinen Fall möchte, dass andere ihn so oder so hören. Ich muss als Lehrer diese Art zu hören nicht deuten oder hinterfragen. Es reicht zu registrieren, dass es, wie bei jedem Menschen, diese oder jene Voreinstellung in der Art und Weise des Hörens gibt, die die Stimmgebung unbewusst und ungewollt durch Spannungs- und Manipulationsmuster beeinflusst und beeinträchtigt. Die gewohnte oder gewünschte Art, sich zu hören und gehört zu werden, kann sich darin äußern, dass jemand forciert, mit zu viel Kraft und Anstrengung singt; oder dass jemand seine Stimme eher reduziert oder dass er gehemmt singt; oder auch viel Kraft beim Singen einsetzt und dieses zu viel an Kraft gleichzeitig durch andere Manöver wieder abdämpft; und es kann heißen, dass ich verschiedene Arten von Manipulationen oder Maskierungen im Stimmklang hören kann. Und schließlich achte ich darauf, ob und wie meine Ohren auf den Klang dieser Stimme reagieren. Gibt es Phänomene im Klang der Stimme, die meine Ohren reizen, berühren, interessieren, stimulieren oder erregen? Höre ich, ob und wie die Stimme in Bewegung kommen will, der Klang sich ausdehnen und entfalten will, die Schwingung sich mit mehr Energie aufladen und anreichern will? Lesen Sie weiter in der PDF-Datei...
2 Grillen zirpen - 5000 und 4500 Hz
Grillen zirpen auf einer Wiese
"100 Grillen" zirpen - 8000 Hz
−Hörbeispiel −PDF-Datei zum Hörbeispiel
"Alle Vögel sind schon da ... Amsel, Drossel, Fink und Star"Alle Vogelstimmen in einer Audio-Datei zusammen zur Stimulation des Hörens: Amsel, Buchfink, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Rotkehlchen, Singdrossel, Star, Stieglitz, Sumpfrohrsänger
"Die Lerche schwingt sich in die Luft..."Das Tirilieren der Lerche (lange Version)
Eine Hör- und Atemerfahrung zum Tirilieren der Lerche
Die Hörbeispiele von den Vogelstimmen, von Klangschale, Zimbeln und Klangstab, von den Grillen und von der Windharfe praktisch nutzen für die Stimulation der Ohren, die Erweiterung und Entwicklung des Hörens und für die Stimulation der Stimme über die Ohren Lesen Sie weiter in der PDF-Datei...
Windharfe − "Tiefer Gesang" Windharfe − "Grundton"
Der Wind bringt die Saiten ins Schwingen und lockt ihnen die Obertöne hervor. Je nach Stärke, Stetigkeit und Dynamik des Windes werden unterschiedliche Bereiche im Spektrum des Klanges stärker oder schwächer angeregt. In dieser Aufnahme überwiegt ein eher grundtöniger Klang, in dem der Grundton "Cis" relativ präsent ist und immer wieder durch die Teiltöne Quinte und Terz verstärkt wird. Insgesamt ist das Spektrum sehr voll und farbig: mal klingt es dunkler und sonorer mit weniger stark mitschwingenden hohen Frequenzen, mal heller und anregender mit vielen feinen, höheren Obertönen; mal ist das Spektrum eher dicht, mal scheint sich im Klang ein weiter Raum aufzutun; mal wirkt er ganz nah und dringt unmittelbarer in die Ohren ein, mal scheint er mehr aus der Ferne zu kommen oder sich eher in die Weite auszudehnen; mal hört er sich metallisch und dröhnend an, mal sirriger und flirrender; mal erklingt für eine kleine Weile ein stetiger Gesamtklang, mal erscheinen im Gesamtklang Veränderungen wie kleine Melodiebewegungen und immer wieder ist die Rufterz, die Kleine Terz "gis-e" herauszuhören; mal scheint der Klang zu wogen und zu strömen, mal bewegt er sich schneller und wirkt erregter in kleinen Klangwirbeln.
Bild vom Klangspektrum der Windharfe in der PDF-Datei, Seite 9
Eine Hör-Meditation zu den Klängen der Windharfe
So klingt die Naturtonreihe auf dem Alphorn − Klangspektrum in der PDF-Datei
Zu verschiedenen Themen biete ich hier Hörbeispiele mit erläuternden Texten an. Es sind keine Beispiele in dem Sinne, dass ich quasi vormache und zeige, wie etwas zu singen ist oder zu klingen hat nach meinem "gesangstechnischen" oder ästhetischen Ideal, sondern vielmehr Beispiele dafür, wie etwas möglicherweise klingen oder gesungen werden kann.
Diese Hörbeispiele können als Anregung genommen werden, das Wahrnehmungsfeld im Hören zu erweitern, neue und ungewohnte klangliche Phänomene zu entdecken, Höreindrücke mehr differenzieren zu können, die besonderen klanglichen Eigenschaften und vielfältigen klanglichen Gestaltungsmöglichkeiten der menschlichen Stimme kennenzulernen.
Zugleich können sie auch als Stimulierung für die Ohren genutzt werden, um darüber die eigene Stimme anzuregen und höhere Schwingungszustände zu erregen. Eine interessante Erfahrung kann zum Beispiel sein, sich die drei Hörbeispiele G-9 "Den Grundton umkreisen" anzuhören und dazu oder danach selber zu singen: Durch die reine Stimmung und die hervorgehobenen Sängerformanten können die Ohren so stimuliert werden, dass diese hohen Frequenzen auch in der eigenen Stimme auftauchen können als helle Klanganteile, als silbener Schimmer, als "Sirren" oder als "Gleißen", als Brillianz.
Siehe dazu auch die Ausführungen über das Hören in dem Text Erweiterung des Wahrnehmungsfeldes
Hörbeispiel G-1: Eine Tonfolge als lineare Abfolge von Tönen und und als eine Folge harmonisch geordneter Töne
Die Tonfolge "c-d-c-h-c" (als Beispiel) ist in C-Dur die Stufenfolge "I-II-I-VII-I". Ich kann sie als lineare Tonfolge singen, also als einfache Reihenfolge aufeinander folgender Töne, so wie sie sich anhören kann, wenn sie auf dem Klavier gespielt wird, oder ich singe sie als sinnvolle Folge von Tönen, die harmonisch wechselseitig aufeinander bezogen sind, so dass die Töne gehört werden können als eine in sich geordneten Folge, die die Kadenz C-Dur - G-Dur - C-Dur - G-Dur - C-Dur, also Tonika - Dominante - Tonika - Dominante (mit "h" als Leitton) - Tonika repräsentiert.
(Im Hörbeispiel G-1 singe ich die beiden Versionen, einmal als Tonfolge mit Klavier und einmal mit akkordischer Begleitung. Im Text verwende ich die Folge "c-d-c-h-c" aus Gründen der Verständlichkeit. Alle Hörbeispiele sind in E-Dur.)
Hörbeispiel G-2: Die Quinte als durchgehender Obertonklang
Hörbeispiel G-3: Stufenfolge oder Akkordrückung
Hörbeispiel G-4: Die Wirkung der Basslinie und die Strebekraft des Leittons
Hörbeispiel G-5: Variationen - verschiedene Vokale
Hörbeispiel G-6: Anregung durch Klangschale
Hörbeispiel G-7: Modulationen, Wellen, Klanggestalten, Klangdynamik
Hörbeispiel G-8: Temperierte und reine Stimmung im Vergleich
Hörbeispiel G-9_1: Die Tonfolge in reinem Dur, gesungen mit Orgel, Cembalo und Klavier
Hörbeispiel G-9_2: Dasselbe Hörbeispiel mit erhöhtem Pegel bei 3000 Hz (Sängerformant)
Hörbeispiel G-9_3: Erhöhter Pegel bei 3000 Hz, 5000 Hz, 8000 Hz
Texte zu den Hörbeispielen als PDF-Datei
Jede Tonhöhenveränderung ist stimmphysiologisch eigentlich eine Glissandobewegung, ein Gleiten ohne festgelegte Tonstufen und Intervalle, wie auch in spontanen Lautäußerungen (z.B. stöhnen). Bei einer bewußten Veränderung der Tonhöhe wird die Aussteuerung über die Ohren organisiert, zu einem höheren Ton hin werden die Stimmlippen relativ mehr gespannt, zu einem tieferen Ton mehr entspannt. Beim Singen eines Intervalls geschieht faktisch auch ein Glissando, allerdings so schnell, dass unser Ohr es nicht hört, vorausgesetzt, die Stimme ist so flexibel, dass ein echtes Legato möglich ist.
Daher kann die Stimme im Unterschied zu allen anderen Instrumenten sowohl ein echtes Glissando durch den kompletten Stimmumfang als auch ein echtes Legato in allen Intervallen ausführen.
Das Singen eines Tons auf einer bestimmten Tonhöhe ist ein komplexes Geschehen in einem Gesamtgefüge von vielen Parametern, die wechselseitig aufeinander wirken. "Tonhöhe" ist beim Singen keine feststehende Größe, sie hängt von vielen Faktoren ab (u.a. Tonhöhenbereich oder Lage, Schwingungsmasse, Schwingungsart, Lautstärke, Vokal).
Wenn die Stimme von einer "Tonhöhe" zu einer anderen gleitet, ist das kein lineares Verschieben der Tonhöhe, sondern eher eine Modulation innerhalb eines Klanggeschehens oder eine Transformation von einem Klanggefüge in ein anderes.
PDF-Datei mit einer Auflistung und Beschreibung der verschiedenen Hörbeispiele auf den 4 Audio-Dateien, mit dem gesprochenen Text der Erläuterungen und mit Hinweisen zu den jeweiligen Hörbeispielen
Glissando 1: 9 Beispiele für ein Tonhöhen-Glissando in der Quinte, von C nach G und wieder nach C zurück: verschiedene Arten und Gestaltungsmöglichkeiten eines Glissandos, Tonhöhen- und Vokalglissando, linear, räumlich, Ecktöne, Obertöne
Glissando 2: 6 Beispiele für ein Quint-Glissando, unterstützt und begleitet von Liegetönen der Orgel: Klangraum der Quinte, Gleiten im räulichen Spektrum der Obertöne, mit Stimulationen zum differenzierten Hören
Glissando 3: Quint-Glissando vom Grundton zur Quinte des Grundtons und wieder zum Grundton zurück: unterschiedliche Stimulationen zum Glissando mit dem Klavier, besonders zur Wahrnehmung der Quinte im Klangspektrum
Glissando 4: Glissando Tonika-Dominante-Tonika (C-Dur - G-Dur - C-Dur)
13 Beispiele (mit Orgel) für eine Veränderung der Tonart in einem Quint-Glissando. - Auf dem G, der Quinte von C-Dur, wechselt der Klang auf der gleichen Tonhöhe in den Grundton der Dominante G-Dur.
Eine ganz einfache, aber sehr sinnfällige Erfahrung für ein erweitertes Hören ist es, wenn ich eine kleine Terz singe (z.B. g – e), die sogenannte Ruf-Terz, und darauf höre, ob helle Klangschichten des oberen Tons im unteren noch wahrnehmbar sind, als würde ich beide Tasten am Klavier niedergedrückt lassen, so dass der obere Ton im unteren noch nachklingt, oder als ob der untere ein Echoton des oberen Tons sei.
Ich singe also, so gehört, keine simple lineare Folge von Tönen, erst den einen, dann den anderen Ton, sondern durch die hörbare Beziehung der beiden Töne zueinander kann sich in der Kontinuität des Klangs ein wahrnehmbarer Raum zwischen den beiden Tönen auftun. Im Singen kreiert mein Ohr also ein räumliches Beziehungsgeflecht, in dem jeder Ton seinen bestimmten Ort findet und in dem beide Töne über sich hinaus auf eine höhere Ordnung verweisen.
Durch das Nachklingen des "g" im folgenden Ton "e", erscheint das "g" als Quinte zu "c" und mein Ohr bzw. Gehirn hört in der kleinen Terz den zugehörigen Grundton schon mit. Ich höre das "g2 und das "e" quasi als 6. und 5. Teilton von "c" (aber nicht als isolierte Obertöne wie im Obertongesang durch Dämpfung des Grundtons). Das heißt, ich höre nicht eine Folge von zwei unterschiedlichen Tonhöhen, sondern in meinem Hören oder im Ohr/Gehirn bildet sich eine übergeordnete Klanggestalt aus der Beziehung der beiden Tonhöhenklänge zueinander. In meiner Wahrnehmung bildet sich ein geordnetes Klanggefüge aus Frequenzschichtungen oder, anders gesagt, ein bestimmter gefügter Klangraum.
Das "e" als große Terz in C-Dur ist dann nicht das "e" der temperierten Stimmung des Klaviers. In meiner Klangvorstellung kann ich in ihm die Quinte "g2" und den Grundton "c" mithören, wie ich auch in der Quinte "c – g" die Terz mithören kann.
Singen und Hören wirken wechselseitig aufeinander. Je mehr ich im Singen auf die Kontinuität in der Schwingung der beiden Töne achte und in den Klangraum der Terz hineinhöre, umso mehr bilden sich in den Schwingungsmustern meiner Stimme die entsprechenden Klanggestalten heraus, die wiederum meine Klangvorstellung und mein Hören anregen.
Verstärken kann ich diese Wechselwirkung, wenn ich mit einer Hand (oder mit beiden Händen) den Klang vom Mund zum Ohr leite, indem ich die Handfläche neben den Mundwinkel halte (mit etwas Abstand zur Wange) und die Fingerkuppen auf die Ohrmuschel lege. Wenn Sie sich in diesen Klangraum mit all seinen Klangschichten eingehört haben, kann es sein, dass Sie nur noch zum kleineren Anteil eine Tonhöhenbewegung hören und zum größeren Anteil einen vollen, farbigen und vielschichtigen Klangraum mit differenzierten Umschichtungen innerhalb dieses Raumes.
Hörbeispiel T-1: Die kleine Terz oder "Rufterz"
Hörbeispiel T-2: Terz mit Begleitung von Klavier, Cembalo und Orgel
Hörbeispiel T-3: Terz mit Stimulation durch Quinte und Dreiklang
Hörbeispiel T-4: Terz in reiner Stimmung (Klavier)
Hörbeispiel T-5: Terz in temperierter Stimmung (Klavier)
Hörbeispiel T-6: Terz im Echoraum (Klavier)
Hörbeispiel T-7: Terz im Quintraum (Klavier)
Hörbeispiel T-8: Terz als Resonanz (Klavier)
Hörbeispiel T-9: Kleine Terz und Grundton (Klavier) - dazu Text auf PDF
Die Quinte ist zum Grundton der 2. Oberton nach der Oktave (Grundton "C", Oktave "c" und Quinte "g"). In Teiltönen dargestellt ist der Grundton "C" der 1. Teilton, die Oktave "c" der 2. Teilton (Verhältnis 1 : 2) und die Quinte "g" der 3. Teilton (Verhältnis 2 : 3). Schwingt z.B. ein Grundton mit 100 Hertz, dann schwingt die Oktave doppelt so schnell, also mit 200 Hz und die Quinte mit 300 Hz. In dem klingenden Ton "C" schwingt also immer die Quinte "g" in der 1. Oktave (g1) mit, wie natürlich auch in den weiteren Oktaven darüber. Die Quinte als Oberton eröffnet also die unendliche Reihe der Obertöne. So könnte man die Quinte als Tor zum ganzen Spektrum der Obertöne bezeichnen, je höher umso dichter und gleichzeitig umso feiner bis ins Unhörbare hinein. In älteren Zeiten der Musik wurde sie nicht von ungefähr die "göttliche" Quinte genannt.
In den Hörbeispielen zur Quinte können Sie sich auf verschiedene Arten in diese Klangwelt einhören und den Zusammenhang von Grundton und Obertönen erkunden.
Wenn Sie es selbst im Singen erfahren wollen, können Sie am Klavier zu einem gesungenen Ton die Quinte in der 2. und 3. Oktave anschlagen und hören, ob die Quinte zu Ihrem gesungenen Ton paßt oder ob Sie sie in Ihrem Klang wiederfinden. Und wenn Sie im Singen im schnellen Wechsel die Quinte in der Oktave tremolieren, kann das eine sehr anregende Stimulation für Ihre Ohren und so auch für die Stimme und den Klang sein.
Ausführliche Texte finden Sie in folgenden PDF-Dateien:
Hörbeispiel Qu-1: Quinte "c - g - c"
Hörbeispiel Qu-2: Quinte "c - g - c" - Randschwingung - Vollschwingung
Hörbeispiel Qu-3: Quinte "g - c" - Wechsel von G-Dur nach C-Dur
Hörbeispiel Qu-4: Quinte "g - c - g" - Wechsel auf der Quinte von C-Dur nach G-Dur
Hörbeispiel Qu-5: reine Quinte (Digitalpiano)
Hörbeispiel Qu-6: temperierte Quinte
Hörbeispiel Qu-7: reine und temperierte Quinte im Wechsel
Wie schon im Text "Den Grundton 'umkreisen'" ausgeführt, könnte ich auch eine Tonleiter als lineare Tonfolge singen, d.h. als einfache Aneinanderreihung von einzelnen Tönen, also in einer Dur-Tonleiter erst zwei Ganztöne, dann einen Halbton, dann drei Ganztöne und zuletzt einen Halbton, so wie sie sich anhören kann, wenn sie auf dem Klavier gespielt wird.
Ich kann eine Tonleiter aber auch singen als sinnvolle Folge von Tönen, die harmonisch wechselseitig aufeinander bezogen sind, so dass alle Töne der Tonleiter als eine in sich geordnete Folge gehört werden können. So als wäre beispielsweise die C-Dur-Tonleiter eine Melodie, die ich mit den Dreiklängen von C-Dur, F-Dur und G-Dur harmonisiere ("begleite"), mit den drei Harmonien, in denen alle Töne der C-Dur-Tonleiter enthalten sind: ... weiterlesen in "Tonleiter Dur"
Ausführliche Texte finden Sie in folgenden PDF-Dateien:
"Tonleiter Dur"
"Tonleiter moll"
"Intonation und Brillianz"
Hörbeispiel TL 1: Die C-Dur Tonleiter
Hörbeispiel TL 2: "c" als Grundton
Hörbeispiel TL 8: c-d-e-f-g-a-h-c
Hörbeispiel TL 9: Dur-Tonleiter abwärts
Hörbeispiel TL 10: Dur-Tonleiter über 2 Oktaven
Hörbeispiel TL 11: Moll-Tonleiter
Hörbeispiel TL 12: Moll-Tonleiter abwärts
Hörbeispiel TL 13: Die harmonische Moll-Tonleiter in Reihe
Hörbeispiel TL 14a: Die harmonische Moll-Tonleiter
Hörbeispiel TL 14b: Die melodische Moll-Tonleiter
Hörbeispiel TL 14c: Die äolische Moll-Tonleiter
Hörbeipsiel TL 14d: "Zigeuner"-Moll
Hörbeispiel TL 15: Tonleiter gesungen mit Minimalschwingung
Tonleiter d1 - d - d1 aus der Minimalschwingung in die Vollschwingung auf d1
Singe ich einen Dreiklang (z.B. c-e-g-e-c ), so kann ich auch den Dreiklang wie jede Intervallfolge auffassen als eine lineare Aneinanderreihung von Tonhöhen oder Intervallen: hinauf und hinunter - hin und zurück - erst den Ton "c", dann das "e", dann das "g" - erst eine große Terz, dann eine kleine Terz - vom Grundton zur Terz, dann zur Quinte, dann wieder zur Terz und endlich zum Grundton zurück. Nur macht das musikalisch wenig Sinn, es klingt unzusammenhängend und unklar, stimmt nicht in der Intonation und sängerisch fühlt und hört es sich eher beliebig und bemüht an.
Singe ich das "c" als Grundton des C-Dur-Dreiklangs nicht nur als einzelne Tonhöhe, sondern als vollen und farbigen Klang, so klingen in diesem "Ton" das "e" und das "g" des Dreiklangs mit, allerdings nicht die nächsthöheren Töne "e" und "g", sondern neben allen anderen Obertönen des Tons "c" die Terz und die Quinte in der zweiten Oktave und in den weiteren Oktaven darüber.
Lesen Sie weiter in der PDF-Datei "Dreiklang"
Den Text zum Hörbeispiel finden Sie in folgender PDF-Datei: "Hörbeispiel Dreiklang"
Aus dem wild tosenden Rauschen eines Wasserfalls dringen Klänge an und in unsere Ohren, die wir so noch nie gehört haben und die uns zugleich vertraut vorkommen. Im Chaos des Geräuschs von fallendem Wasser erscheinen Klänge in der physikalisch-spektralen Ordnung von Klang - die Natur des Klangs im Klang der Natur.
Mit den Ohren eintauchen in den Klang des unaufhörlichen Rauschens, sich “berauschen„ und bezaubern lassen von den “unerhörten„ Klängen, die uns in und aus dem wilden, chaotischen Rauschen zu Ohren kommen; Klänge in solch rhythmisch pulsierender und schwirrender Lebendigkeit, wie sie an keinem “Synthesizer„ oder mit irgendeiner Software produziert werden könnten; Klänge von solch schillernder Farbigkeit und zugleich von solch ruhig schwingender Klarheit, wie kein Orchester sie zum Klingen bringen könnte
„sch“ − ein „stimmloser Kon-Sonant“ mit einem Gesamtspektrum von 124 Hz bis 18 kHz (H-cis7)
Für dieses Video habe ich ein „sch“ bewusst etwas gedehnt gesprochen, um ein etwas längeres Geräusch (2,5 s) zu erzeugen, das ich im Spektrogramm abgebildet und analysiert habe. Mit Filtern habe ich verschiedene Frequenzbereiche des Spektrums in ihren Intensitäten und Färbungen hörbar gemacht und konnte auch einzelne „Teilfrequenzen“ des Geräuschklangs herausfiltern, die interessanterweise schon in den Spektrumsschichten zu erkennen waren. Ganze Folgen von Halb- oder Vierteltönen konnte ich so aus dem Geräusch zum Klingen bringen. Es sind keine kontinuierlichen periodischen Schwingungswellen mit einer bestimmten Frequenz, sondern rhythmisch pulsierende Kläge aus einer Kette von Klangpartikeln, die wir in der hohen Lage als kontinuierlichen, vibrierenden Ton/Klang wahrnehmen, dessen Pulsieren aber in der tiefen Lage deutlich zu erkennen ist. Ausführlicher Text zum Geräuschklang
Geräusch „sch“: chaotische Muster von pulsierenden Klangpartikeln
Klang: periodische Wellenmuster in strukturierten Frequenzproportionen
Hörbar und sichtbar gemacht mit unterschiedlichen Filtern im Spektrum
Brentano „Wiegendlied“
Schubert „Im Abendrot“
YouTube Video Ausführlicher Text zum Thema
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